Entschuldigung, wo sind denn hier die Umkleiden?

Die Ausstellung „Umkleiden“ zu den Schattenseiten und Handlungsmöglichkeiten in der Modeindustrie eröffnet in der Kieler Innenstadt. Dahinter steckt [’sisu], ein Verein, der unser Verhältnis zu unserer Kleidung generationenübergreifend verändern will.

Sich umkleiden, das sagt heute kaum noch jemand. Im Jahr 2020 ziehen wir uns um. Heute ist ein Kleid ein ganz bestimmtes Kleidungsstück, den Rest nennen wir Klamotten, Anziehsachen, Zeug und in die Umkleide gehen wir nur, um Neues anzuprobieren. Sich umkleiden kann aber nicht nur bedeuten, sich etwas anderes anzuziehen, sondern sich anders anzuziehen. Nicht nur das Outfit wechseln, sondern das Konzept dahinter, weg von dem einen, hin zu dem anderen. Umdenken, umorientieren, umentscheiden, sich umkleiden eben.

Warum das dringend gehen sollte und wie das gehen kann, macht sich die Ausstellung „Umkleiden“ zum Thema. Sie beleuchtet die Schattenseiten der Modeindustrie und hinterfragt den Kleidungskonsum, der vom 20. ins 21. Jahrhundert en vogue wurde: Fast Fashion an jeder Ecke, Kinderhände, die Turnschuhe nähen, eingestürzte Firmen in Bangladesch, die Bilder sind sowohl schrecklich als auch bekannt, die Handlungsalternativen jedoch häufig das Gegenteil. Deswegen wollen die Veranstalterinnen vom Verein [‘sisu] nicht nur den Zeigefinger erheben, sondern die vielen Alternativen, Innovationen und konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, die bereits vorhanden sind und uns das Umkleiden möglich machen.

Der Veranstaltungsort könnte besser nicht sein: Mitten in der Kieler Innenstadt, wo sich sowieso schon sehr viel um Mode dreht, aber sich viel zu selten etwas verändert. Im Pop-up Pavillon am Alten Markt, wo im letzten Jahr Leerstand zum Freiraum für Kunstschaffende, Start-Ups und kleine bis große Ideen verändert wurde, stehen die Pforten vom 10. bis 24. Oktober jeden Dienstag bis Freitag für Interessierte offen. Sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch kann bei „Umkleiden“ auf kreative Art viel über unseren alltäglichen Kleidungskonsum gelernt, das eigene bereits vorhandene Wissen getestet und Neues erfahren werden.

Über [’sisu]

[’sisu] ist Finnisch und steht für die Philosophie eines aktiven Lebensstils basierend auf Selbstvertrauen, innerer Stärke und Entschlossenheit, Eigenschaften, die auch die vier Kielerinnen hinter [‘sisu] besaßen, als sie Anfang des Jahres mit ihrem Projekt beim yooweedoo-Ideenwettbewerb an den Start gingen. Die Idee: Generationsübergreifend etwas am Modekonsum verändern, zum Beispiel durch Tausch- und Flohmärkte, aber auch Nähworkshops, in denen junge Menschen von älteren lernen können, Kleidung umzunähen und anzupassen. Nachhaltigeren Modekonsum mit Partizipation aller Altersstufen zu ermöglichen, ist [‘sisu]s Ziel.

Ausstellung „Umkleiden“ im Oktober 2020 im Kieler Pop-Up Pavillon // Quelle: [’sisu]

Ausstellung Umkleiden

10. – 24. Oktober 2020
Di-Fr, 12-18 Uhr
Sa, 11-18 Uhr

im Pop-up Pavillon
Alter Markt 17
24103 Kiel

Links:
Facebook-Veranstaltung „Umkleiden“
Facebook-Seite von [’sisu]


Titelbild: Burgess Milner / Unsplash