Auf dem Weg zum kreativen Dorf der Stadt

Aftermovie zur Ideenwerkstatt geht online

Auf dem Weg zum kreativen Dorf der Stadt, steht vor allem eine Herausforderung auf dem Plan: Die ALTE MU unser eigen nennen und sie baulich verändern können – denn es soll nicht nur kreativ gearbeitet, sondern bald auch gewohnt werden. Im Rahmen der Ideenwerkstatt fand im Herbst 2021 gemeinsam mit Stadt, Land, Akteur*innen und drei Architekturbüros ein partizipativer Gestaltungsprozess zur Vision von Wohnen und Wirken in der ALTEN MU statt. Der Aftermovie mit Impressionen der dreiteiligen Veranstaltung ist jetzt online.

Kurz vor dem ersten großen Jubiläum der ALTEN MU werden die Füße alles andere als hochgelegt: Nach fast zehn Jahren kreativem Betrieb, haben wir uns einen immer professionelleren Weg gepflastert und dabei einige der Meilensteine erreicht, von denen wir schon lange träumen: Im April 2021 haben wir die ALTE MU eG für Wohnen und Wirken gegründet, mit der wir ein Jahr später, im April dieses Jahres, den Erbbaurechtsvertrag für die 7.684 qm große Liegenschaften des Kreativzentrums am Lorentzendamm in Kiel mit dem Land Schleswig-Holstein unterzeichnen konnten. Dieser sichert dem Kreativzentrum den Gebäudekomplex für 99 Jahre – und schafft somit die Chance, unsere Vision vom kreativen Dorf in der Stadt umzusetzen.

Nina Lage-Diestel aus dem Glückslokal bindet die symbolische 99 im Innenhof fest © Leona Sedlaczek

Machbarkeit der Vision „Wohnen und Wirken“

Um die Entwicklung der ALTEN MU zu einem Ort für Wohnen und Wirken zu realisieren, wird im Kreativzentrum schon einige Jahre an passenden Konzepten getüftelt: viele Visionstreffen, Workshops und Anträge später wurde von unserem Projektentwicklungsteam eine offizielle Machbarkeitsstudie verfasst, die sich um die Frage drehte, ob und vor allem wie ein Bauvorhaben umgesetzt werden kann, das sowohl den kreativen Betrieb der ALTEN MU als auch Wohnen möglich macht. Denn genau das soll die ALTE MU und somit bald auch das Stadtbild prägen: Ein Ort, an dem nachhaltig, innovativ, sozial und wirtschaftlich verträglich gearbeitet und gelebt werden kann – ein Ort für Wohnen und Wirken also.

Enorme Energie floss während der Machbarkeitsstudie vor allem in unsere Ideenwerkstatt, eine dreiteilige Veranstaltung bestehend aus Kolloquium, Werkstatt und Gremiumssitzung. Konzipiert als internationaler Architekturwettbewerb brachte die Ideenwerkstatt Licht ins Dunkel, wie die ALTE MU der Zukunft durch ein öffentliches, kooperatives Verfahren Gestalt in einem architektonischen Entwurf finden kann. Drei Architekturbüros haben in Zusammenarbeit mit der ALTE MU Community Konzepte und vor allem Baumodelle erstellt, in denen die Kombination von Wohn- und Wirkungsraum zum ersten Mal von der Theorie in greifbare Praxis verwandelt wurde.


Ideenwerkstatt: die Community nimmt Teil

Im Kolloquium im September ’21 lernten wir die Architekturbüros kennen, die sich auf den Umbau der ALTEN MU beworben haben: Deadline aus Berlin, Jebens Schoof Architekturbüro aus Heide und Open Kaart aus Rotterdamm. Für die angereisten Architekt*innen war dies außerdem der erste physische Kontakt mit der ALTEN MU und ein unabdingbares Element des partizipativen Prozesses.

ALTE MU und Architekturbüros lernen sich kennen – hier Matthews Griffin von Deadline Architects und Dr. Harald Frank, Vorstand der ALTE MU eG Ⓒ Daniela Meise

Bei der Werkstatt im Oktober ’21, begutachteten wir die Entwürfe der Büros und tauschten uns über die gemeinsame bauliche Vision aus. An Diskussionstischen, angeregt durch die Präsentationen, loteten wir mit Stiften und Klebezetteln ausgestattet die Bedürfnisse der Akteur*innen auf dem Gelände der ALTEN MU aus und sprachen über alles, was uns bewegt – von umweltfreundlichen Klos, über Raumfragen bis hin zur Dachbegrünung. Die Architekturbüros nahmen die Eindrücke und Impulse mit, gingen in Revision, passten an und reichten die drei finalen Pitches ein.

Entwurfsbesprechung – hier zu sehen Akteur*innen aus der ALTEN MU, Planungsteammitglied Swantje und Jan-Hinnark aus der Hansa48 Ⓒ Daniela Meise

 

Architekturentscheid

Es folgte die Gremiumssitzung im November ’21, bei der die finalen Entwürfe der Büros von einer Fachjury bewertet und eine Weiterarbeitungsempfehlung für die ALTE MU ausgesprochen wurde. Den Zuschlag bekam das Architekturbüro Deadline, das seither eng mit der ALTE MU Genossenschaft und ihrer Tochtergesellschaft Urbane Impulse GmbH zusammenarbeitet, um die bauliche Zukunft der ALTEN MU in die nächste Phase zu begleiten.

Dieser Prozess war nicht nur für uns ein besonderes Format, sondern auch im regulären architektonischen Wettbewerb einmalig: Ein offener Wettbewerb, in dem die Architekturbüros nicht nur der Auftraggeberin, sondern der gesamten Community und den konkurrierenden Büros ihre Entwürfe offenlegen, sie zur Begutachtung, Beanstandung und zum Klebezettel draufkleben freigeben und sie gemeinsam mit den Impulsen aus der Community wieder mit zurück an die Schreibtische nehmen.

Im voll besetzten Fahrradkino lauschen die vielen Gäste den Vorstellungen der Architekturbüros – vorne mit dabei im Team Projektentwicklung sind Swantje Porath und Valentin von der Haar  Ⓒ Daniela Meise

Die Entscheidung über das zukünftige Design des Gebäudes wurde nicht top down, sondern buttom-up getroffen: Nicht als ein Konkurrenzkampf, sondern als eine kollegiale Beratung zwischen den drei Architekturbüros (Kooperation). Nicht hinter geschlossenen Türen, sondern von einer Jury aus acht Fachleuten mit offenen Ohren für die Einschätzungen und Erfahrungen der lokalen Nutzer*innen (Transparenz). Die Ideenwerkstatt wurde somit ihrem Namen gerecht, war ein regelrechtes Werkeln mit Ideen von Architekt*innen, Auftraggeber*innen und Akteur*innen, und damit ein partizipativer Prozess, der bundesländerübergreifend seines Gleichen sucht.

Für uns und die Nachwelt dokumentiert, kann im Aftermovie Einblick erhalten werden, wie das architektonische Konzept der Zukunft der ALTEN MU von der Gemeinschaft erarbeitet wurde. Wir bedanken uns herzlichst beim Projektentwicklungsteam, der Fachjury, dem Land SH und der Stadt Kiel, den Architekturbüros, dem Doku-Team und unserer wunderbaren Community, die gemeinschaftlich diesen einmaligen Prozess ermöglicht und mit Ideen, Pragmatismus, Vision, Konzeptualisierung und nicht zuletzt Herz und Verstand gefüllt haben.


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211125_Pressemitteilung_Gremiumssitzung-komprimiert
211120_Protokoll_Gremiumssitzung_Ideenwerkstatt ALTE MU+Anlagen_compressed


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